Man nehme sich etwas aus dem Buddhismus, verknüpfe es mit christlichen Ritualen und füge eine Prise griechische Mythologie hinzu. Synkretismus nennt sich dies. In den Religionswissenschaften umschreibt dieser Begriff das Zusammenführen und Vermischen unterschiedlicher Religionen und deren Bräuche. Kurzum: Man nimmt sich aus allem, was einem gefällt, etwas heraus und macht es sich zu eigen. Daraus resultiert eine Art Patchwork-Religiosität. Diese individualisierte Art der Religiosität widerspiegelt die Entwicklung unserer Gesellschaft. Wir lösen uns von institutionalisierter Religion. Eigentlich lässt sich dies auf viele Lebensbereiche anwenden. Wir haben das Privileg, dass uns kaum Grenzen gesetzt sind. Wir verfügen über die Mittel, uns in irgendeiner Form selbst zu verwirklichen. Wir basteln uns unsere Identität, indem wir aus allem, was uns gefällt etwas herausnehmen, um anders, besser zu sein. Individualisierung eben. Der Haken an dieser Sache? Wir nehmen uns oft als zu wichtig, verurteilen andere, vergessen es, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Hier geht es nicht darum, Synkretismus oder Individualisierung zu kritisieren. Es macht Sinn, dass wir einen eigenen Weg finden, Spiritualität zu leben. Wir sind verschieden. Denn schlussendlich lehrt uns die Spiritualität – egal in welcher Form – Folgendes: Dankbarkeit und wie wir mit uns selbst Frieden schliessen.
Dieser Text ist als Kolumne im Pfarreiblatt der katholischen Kirche Stadt Luzern 02/21 erschienen.